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Martin Koch
Es wird „candidate experience“ oder auch „candidate journey“ genannt. Beschrieben wird die Summe aller positiven, wie negativen Erfahrungen oder „experiences“, die ein Bewerber bzw. „candidate“ im Rahmen seiner Bewerbungsreise, also „journey“, mit einem potentiellen zukünftigen Arbeitgeber macht. Das dies Einfluss darauf hat, ob es zum „Ja-Wort“ kommt, dürfte einleuchten.

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Stellen Sie sich vor, sie planen ein schönes Abendessen in einem Restaurant. Bereits im Vorfeld werden Sie ihre persönlichen Präferenzen, das regionale Angebot, Ihre bereits gemachten Erfahrungen und evtl. sogar Bewertungen der „Community“ berücksichtigen und daraus Ihre erste Entscheidung treffen. Ihre „Bewerbung“ beim Restaurant Ihrer Wahl nennt man allgemein „Reservierung“, manchmal wird man, zumindest zum Wunschtermin, auch abgelehnt. Meine eigenen Erfahrungen besagen, dass viele Gastronomen scheinbar vergessen, dass es bereits hier zu einem ersten Kontakt, also dem berühmten „ersten Eindruck“ kommt.

Am Abend Ihrer Reservierung machen Sie sich mit entsprechenden Erwartungen auf den Weg und erleben bereits vor dem Betreten des Restaurants, wie z.B. Ausschilderungen, der optische Außeneindruck und die lästige Parkplatzsuche Einfluss auf Ihre Stimmung nehmen. Nach Betreten des Restaurants ist es sicherlich zu viel verlangt, wenn jeder Gast gleich mit Namen begrüßt wird aber das Abnehmen der Jacke und die freundliche Begleitung an den Tisch, der dann noch dazu die Erwartungen übertrifft, heben Stimmung und Konsumfreude. So kann es weitergehen, denken Sie sich, für Ihren heutigen Gastgebers erst der Anfang Ihrer Reise. Wenn am Ende der vom Parkservice irgendwo geparkte Wagen unmittelbar vor der Tür bestiegen werden kann und Sie das wollige Gefühl Sättigungsgefühl nach einem guten Essens empfinden, steht der Wiederholung dieser „experience“ sicherlich nichts im Wege.

Sie meinen der Vergleich zu dem, was Bewerber im Rahmen Ihrer Erfahrungen mit potentiellen Arbeitgebern machen, sei zu weit hergeholt. Sicherlich, es geht um wesentlich mehr, als ein gutes Essen! Es geht um substanzielle, langfristige, für manche auch existenzielle Entscheidungen, deren Auswirkungen und auch Risiken wesentlich tiefgreifender sind, als ein schlechtes Essen. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass die „candidate experience“ aus vielen kleinen Empfindungen und Erfahrungen mosaikartig zusammengesetzt wird, weshalb es für das suchende Unternehmen auf viele Kleinigkeiten im Kampf um die Talente ankommt.

Wie bei einem Puzzle zeigt sich einerseits die Vielfältigkeit der Elemente, aus der sich diese positive, entscheidungsrelevante Erfahrung fugenlos zusammensetzt wie auch die Vielschichtigkeit der Eindrücke, die diese positiv, wie negativ beeinflussen. Andererseits zeigt das Puzzle auch einen Bauplan für ein großes Ganzen, ein Rezept für die aktive Gestaltung einer positiven „candidate experience“ und zeigt auf, das es sich dabei zwar um einen komplexen Prozess handelt, der jedoch mit entsprechendem Fingerspitzengefühl und ausreichend gesundem Menschenverstand angegangen, zum Erfolg führen wird. Daher ist der Vergleich mit dem Restaurantbesuch hilfreich, wenn man die gewünschte positive Kandidatenerfahrung aktiv gestalten möchte.

Denken Sie dabei zunächst an jeden einzelnen Kontaktpunkt, die dabei beteiligten Menschen aus Ihrem Unternehmen, die zum Einsatz kommende Kommunikation im Hinblick auf Sprache, Kanal und Tool und machen Sie sich einfach bewusst, was bei Ihnen dabei positiv und sympathisch ankommen würde. Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen stellen Sauberkeit, Ordentlichkeit, gute Vorbereitung und Konzentration auf den Kandidaten wesentlich Erfolgsfaktoren da, meist alles Dinge, die Sie als selbstverständlich deklarieren würden, die preiswert und einfach zu haben sind, deren Effekte jedoch wesentlich sein können. Sorgen Sie einfach dafür, dass sich der Kandidat vom ersten Moment an wohlfühlt und Sie haben bereits viel gewonnen. Vergegenwärtigen Sie sich, dass es für den Kandidaten eine wesentliche Entscheidung ist, die weitreichende Folgen für das gesamte Umfeld und Leben haben kann und wird. Gerade dies scheint besonders schwer zu fallen, stellt doch jede Einstellung sowohl für die Personalabteilung, wie auch die beteiligte Führungskraft erstmal lediglich ein Projekt dar. „Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist!“ Damit wird klar, dass im gesamten Prozess unbedingt auf Schnelligkeit bei gleichzeitiger Stringenz geachtet werden muss. Druck führt jedoch meist zu Stress und Abwehrreaktionen, dennoch ist eine gewisse Führung durch die Planungs- und insbesondere die Entscheidungsprozesse hilfreich und erfolgversprechend.

Zusammengefasst sollten Sie sich klarmachen, dass der Kandidat eine neue berufliche und soziale Heimat sucht. Ein Umfeld, in dem er in Zukunft viel Zeit verbringen will und wird. Eine Organisation, die für ihn Platz und Freiräume bereitstellt. Aufgaben, die seinen Kompetenzen und Erfahrungen entsprechen und Prozesse, in die er seine Neigungen und Arbeitsweisen Einbringen kann. Insgesamt ein Versprechen, „bei uns kannst Du erfolgreich, zufrieden und glücklich werden“. Im Grunde hilft dabei bereits der gesunde Menschenverstand, vieles richtig zu machen!

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Martin Koch
Es ist zunehmend schwerer, vakante Position zu besetzen und dennoch rate ich von kurzfristigen „Schnellschüssen“ ab. Während fehlende Mitarbeiter höchstens Umsatz und damit auch Ertrag kosten, gefährden die falschen Mitarbeiter, die man vielleicht aus der Not geboren eingestellt hat, die Zukunft Ihres Unternehmens. Qualität und Reputation.

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Martin Koch
Wie aus einer anderen Welt kommt es mir meist vor, wenn wieder einmal der Interviewer meines Kunden ganz tief in der Personaler-Trickkiste gewühlt hat und versucht mit offensichtlichen Gemütsschwankungen, abstrusen Fragen oder kleinen Knobeleien – neudeutsch „Brainteaser“ - die Kandidatin bzw. den Kandidaten aus der Reserve zu locken.

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Martin Koch
Katharina der Großen sagt man nach, dass Sie bereits die Überbringer schlechter Nachrichten in einigen Fällen „einen Kopf kürzer“ machte. Wie sie mit Höflingen umging, die sich erlaubten Fehler zu machen, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich jedoch werden auch diese Herrschaften wenig Gelegenheit gehabt haben, aus ihren Fehlern zu lernen.

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