„Bei mir darf man jeden Fehler machen, aber bitte nur einmal!“, sagte mir einmal ein Kandidat, der für eine internationale Aufgabe als Chief Sales Officer vorgesehen war. Er hatte verstanden, dass in jedem Fehler, der passiert, die ungeheure Chance liegt, eigenes Verhalten zu hinterfragen, den Fehler zu erkennen und daraus für die nächste, ähnliche Situation zu lernen.
Obwohl die Feststellung „Aus Fehlern kann man lernen!“ allgemein anerkannter Konsens unter z.B. Führungskräften, Eltern und Sporttrainern ist, stellt sich die Wirklichkeit in vielen Unternehmen leider anders dar. Fehler werden hierarchisch und sozial sanktioniert und ähnlich wie eingangs erwähnt, erhält der Delinquent meist keine Gelegenheit mehr, seine Lehren aus dem eigenen Handeln zu ziehen.
Neben der Tatsache, dass der Organisation damit die lernenden und sich daraus selbstentwickelnden Prozesse und Effekte verloren gehen, führt die fehlende Fehlerkultur auf der einen Seite zur Fehlerverhinderung, die meist getreu dem Motto funktioniert, dass „wer nichts arbeitet, auch keine Fehler macht“. Da dies langfristig nur bedingt durchzuhalten ist, kommt es auf der anderen Seite zu dem Effekt der Fehlerverschleierung, die im besten den Fehler bestmöglich verdeckt, im schlechteren Fall den Fehler „einem anderen in die Schuhe schiebt“. Beides suboptimal, da wir ja alle Wissen, dass selbst die gut vergrabene Leiche irgendwann ans Tageslicht kommt und die dann erforderlichen „Reparaturkosten“ meist deutlich höher sind. Letzteres stört zusätzlich den sozialen Frieden innerhalb der „Mannschaft“, außerdem zeigt die Praxis, dass es meist die gleichen Kolleginnen und Kollegen sind, die Opfer derartigen Verhaltens werden.